In trockenem Ton macht der Chef des TÜV Nord im Interview mit der „Die Welt“ erschütternde Aussagen: Dem TÜV war es bei der Typisierung neuer Fahrzeugmodelle in Deutschland gar nicht erlaubt, die Motorsoftware zu überprüfen. Deswegen, so der TÜV Nord, hätten die Techniker des TÜV keine Chance gehabt, die bei den Stickoxiden (NOX) eingesetzte Schummel-Software zu entdecken. Die Prüfer hätten die Überprüfung der Motorsteuerungs- Software zwar in Berlin und Brüssel gefordert. Doch VW habe sich mit dem Argument, dass damit Betriebsgeheimnisse preis gegeben würden, beim Gesetzgeber durchgesetzt.
Aber es kommt noch dicker. Wie mir befragte Experten in Österreich – unabhängig voneinander – bestätigt haben, wurde die Typisierung neuer Fahrzeugmodelle in Wolfsburg meistens in werkseigenen Prüfständen von VW vorgenommen. „Die Prüfer wurden von VW eingeladen, vorbei zu kommen“, sagte mir einer von ihnen wörtlich.
Und nun fordert der TÜV Chef bei der Überprüfung des CO2 Ausstoßes „mehr Klarheit“ in zwei Punkten. Wörtliche Zitate aus dem Interview mit „ der Welt: „Ist die Betriebssoftware der Rollenprüfstände von VW richtig konfiguriert gewesen?“ „Hat uns der Hersteller korrekte Angaben zum Rollenwiderstand der Fahrzeuge gegeben?“ In diesen zwei Bereichen sieht der Vorsitzende des TÜV Nord, Guido Rettig, Potenzial für CO2 Manipulationen gegeben, da der TÜV Nord nach intensiven Überprüfung seiner Prüfungsabläufe sonst keine Chancen für CO2 Fälschungen gefunden hat.
Zur Erinnerung: Ist ein neues Fahrzeug in einem EU Staat wie Deutschland typisiert, gilt diese Typisierung für ganz Europa. Auch in Österreich werden die Angaben der deutschen Behörden übernommen, ohne auch nur stichprobenartig selbst zu überprüfen. Bei der Aufklärung des VW Skandals hat der amtierenden Verkehrsminister Österreichs, Alois Stöger, in dürren Worten stets auf Deutschland und die bevorstehende Rückrufaktion in Österreich verwiesen.
Höchste Eisenbahn, dass sich der Verkehrsminister aus der Pendeluhr herausbewegt, in der er geschlafen hat.