Messfehler kann es deshalb keiner sein, weil die Tests mehrmals durchgeführt wurden und – mit nur kleinem Streuband – stets zum selben Ergebnis geführt haben, ergänzt Geringer und zeigt mir die zusätzlichen Ergebnisse. Die TU hat ja gemeinsam mit dem ÖAMTC die Straßentests durchgeführt
„Wenn Sie sich die Detailergebnisse genauer anschauen, sehen Sie, dass das getestete Fahrzeug das meiste NOX immer bei der größten Beschleunigung ausstößt “, erläutert der renommierte TU-Professor. Also stets dann, wenn die Geschwindigkeit rasch wechselt – mit vollem Bleifuß aufs Gas, dann rasch weg – schossen die NOX-Werte auf dem Prüfstand in die Höhe. Bei konstanten Geschwindigkeiten, wie sie im Straßentest gemessen wurden, kletterten sie nach dem Update beim Test-Tiguan zwar auch nach oben (bei Tempo 80 und 100, nicht aber bei Tempo 130), aber nicht so stark wie auf dem Prüfstand.
Zwei plausible Erklärungen gibt es dafür. Entweder hat das Fahrzeug einen individuellen Fehler, etwa wenn die Klappe des Abgasrückführungssystems zu langsam reagiert. Oder aber das Fahrzeug ist vom VW-Werk aus in diesem oberen Lastenbereich anders eingestellt worden. Welche Ursache beim Test-Tiguan schlagend wurde, kann Professor Geringer nachträglich nicht mehr herausfinden dafür hätte man detaillierter untersuchen müssen. Dies sei allerdings kein Prüfziel des ÖAMTC gewesen, betont er..
Könnte es sein, dass sich – ausgerechnet beim Nachher-Test – die automatische Reinigung des Partikelfilters eingeschaltet hat und deswegen die NOX-Werte nach oben gedriftet sind? „Nein, sagt der Professor. Das hätte man an den anderen Abgaswerten erkennen können, die in diesem Fall nicht aus dem Rahmen gefallen sind. Außerdem wird vor Testdurchführung eine „künstliche“ Regeneration durch die Testmannschaft durchgeführt, um solche Effekte sicher auszuschließen.
Hat vielleicht die Umgebungstemperatur eine Rolle gespielt? Beim Vorher-Test auf der Straße waren es einmal 24 Grad plus, beim Nachher-Test nur mehr 9 Grad plus? Prof. Geringer verneint. Denn beim Test auf dem Prüfstand, wo die Temperatur ja immer gleich bleibt, habe es diese Ausreißer ja auch gegeben.
Inwieweit, frage ich weiter, inwieweit spielt der Kilometerstand des Fahrzeugs eine Rolle? In diesem Fall nicht. Bei der Auswahl der Test-Fahrzeuge habe man genau darauf geachtet, dass sie weniger als 100.000 Kilometer auf dem Tacho haben. Denn nur bis 100.000 Kilometer müssen die Hersteller bei EURO 5 Fahrzeugen die Einhaltung des gesetzlichen Grenzwertes von 180 mg/km (auf dem Prüfstand) gewährleisten. Der Test-Tiguan hatte knapp 40.000 km auf dem Buckel.
Bei den bisherigen Tests habe sich gezeigt, dass die NOX-Werte nach dem Update teilweise sinken und teilweise steigen – aber nicht wesentlich. Wie realistisch ist dann die Aussage von VW, dass bei meinem Tiguan-Modell die NOX-Werte nach dem Update um bis zu 40 Prozent sinken werden? „Das halte ich für völlig unrealistisch“, kommt Geringers klare Antwort. Das sei auch logisch zu begründen: Die Vorgabe der deutschen Behörde sei es ja gewesen, dass sich durch das Update der Kraftstoff-Verbrauch und die CO2-Emissionen nicht erhöhen und die Motorleistung nicht sinken dürfe. „Alles was die NOX-Emissionen wesentlich senkt, würde einen höheren Verbrauch, höhere CO2-Emissionen und eine geringere Motorleistung bewirken.“ Für eine wesentliche Senkung der NOX-Emissionen müsste man ein komplettes Abgasreinigungssystem neu einbauen, samt neuer Motorsteuerung. Das wäre wirtschaftlich völlig unrentabel und würde wohl zu Platzproblemen führen.
Was lerne ich aus all dem für meinen Tiguan? Dazu mehr im nächsten Blog