Wie berichtet, wollen die Autokonzerne in Europa das CO2 Flottenziel weiterhin mit der realitätsfremden bisherigen Prüfmethode „NEFZ“ messen und nicht mit der neuen, etwas realitätsnäheren Prüfmethode „WLPC“, um damit höhere Strafzahlungen zu vermeiden. Der Norm-Verbrauch(und damit die CO2 Emissionen) neu typisierter Autos soll zwar ab September 2017 zuerst gemäß der strengeren Prüfmethode erhoben, dann aber auf den niedrigen Wert zurückgerechnet werden, der sich nach der alten schleissigen Methode ergeben hätte.
„Ein Umrechnungs-Tool ist in Ausarbeitung“, bestätigt Dr. Tober auf Anfrage. „Aber es passt noch nicht“. Vor rund 65 hochkarätigen Teilnehmen des Fachseminars schildert er das Problem im Detail. Allein durch die neuere strengere Messmethode wird sich der CO2-Normverbrauch der neu typisierten Fahrzeuge ab September um bis zu 10 Prozent erhöhen. Aber nicht bei allen Autos. Bei einigen größeren Autos wird es durch die neue Prüfmethode sogar zu einer Senkung des CO2-Verbrauchs um 5 Prozent kommen. Einen einheitlichen „Umrechnungsfaktor“ für das Hinunterrechnen zu finden ist mithin kniffelig.
Der Experte schildert auch, wie es zu dieser Lösung gekommen ist. Im Zuge des VW Skandals hatten die EU-Behörden ja beschlossen, die ohnehin geplante strengere Prüfmethode früher umzusetzten. Mit der damit verbundenen automatischen Erhöhung des Normverbrauchs ist es für einige Autokonzerne schwer bis unmöglich, ihr CO2 Flottenziel zu erreichen. In der Branche wurde gar nie erwogen, die neue strengere Meßmethode für das Flottenziel anzuwenden. Das wollte man nicht akzeptieren, weil es einer „rückwirkenden“ Verschärfung gleichgekommen wäre.
„Als erster Lösungsansatz wurde überlegt, das CO2 Flottenziel entsprechend zu erhöhen“, erzählt Dr. Tober. Etwa von 95 Gramm auf 105 Gramm im Jahr 2020. „Das wäre politisch nicht durchführbar gewesen“. Also hat man diese Lösung verworfen.
Als nächstes wurde erwogen, jedes neu zu typisierende Auto mit beiden Methoden zu messen, mit der alten und mit der neuen. Das war den Konzernen – verständlicherweise – zu aufwändig und wurde ebenfalls verworfen. Und so entschied man sich für die jetzige Lösung.
„Manche Autohersteller werden es meiner Meinung trotzdem nicht schaffen, ihr CO2 Flottenziel zu erreichen“, meinte Dr. Tober. Vor allem die Hersteller großer Auto werden sich dabei schwwer tun. „Soviel ich weiß, sind einige Konzerne schon dabei, für drohende Strafzahlungen Rückstellungen in ihren Bilanzen zu bilden“.
Die Strafzahlungen könnten sich gewaschen haben: Wer sein Flottenziel nur um ein einziges Gramm überschreitet, muss 95 Euro Strafe zahlen – für jedes Auto, das dieser Konzern in diesem Jahr in Europa verkauft hat.
Wer viele Elektor-Autos oder Hybride in seinem Programm hat, tut sich bei der Erfüllung des Flottenziels viel leichter. Der CO2-Ausstoß eines Strom-Autos ist Null, was den Durschnitt nach unten drückt. Auch ein Hybrid-Fahrzeug (Kombination aus Elektromotor und herkömmlichem Antrieb) verringert den Normverbrauch, da die Berechnungsformel unterstellt, dass man immer nur 25 km herkömmlichen Antrieb (Benzin oder Diesel) braucht, um die Batterie wieder voll aufzulalden.