Knapp 3,5 Millimeter lang ist das winzige Tier mit den roten Augen, das nicht nur Wein-, sondern auch die Obstbauern zur Verzweiflung treibt. Die „drosophila suzuki“, wie die Kirschessigfliege offiziell heißt, vermehrt sich rasend schnell: 7 bis 16 Eier legt ein Weibchen pro Tag. Sie legt sie in reife Früchte hinein, vorzugsweise in rote Weintrauben, aber auch in Beeren, Kirschen und Marillen. Innerhalb von nur zwei Tagen fressen sich die Larven durch ihre Gastfrucht und verwandeln eine gesunde, pralle Traubenbeere in eine kranke, leere Hülse. Und faule Früchte vermasseln jeden Qualitätswein.
Kurz vor der Ernte ist es kaum mehr möglich, chemische Spritzmittel gegen den Schädling anzubringen. Schließlich sollen die Trauben möglichst umweltschonend zur Reife gelangen. Also kommen nur mehr mechanische Maßnahmen in Frage: jedes einzelne ruinierte Traubenkorn muss mit der Hand ausgezupft werden. Organisatorisch ist das kaum zu bewältigen, geschweige denn wirtschaftlich rentabel.
Ist das die Rache der Globalisierung? Warum musste man damals unbedingt Blau-Beeren importieren, nur weil zu wenig davon in heimischer Erde wuchsen? Diesen Fragen drängen sich auf. Eine simple „Ja“ /“Nein“ Antwort wäre zu kurz gegriffen. Denn hinzu kommt das aktuelle Klima in Südtirol, das in diesem Sommer spürbar anders ist und dem ruinösen Schädling einen idealen Nährboden bietet: der letzte Winter war nicht sonderlich kalt, Frühjahr und Sommer bisher immer schön feucht und warm, aber nicht brütend heiß. Nachteilig wirkt sich natürlich auch die Monokultur aus, die den Wein- und Obstbau in Südtirol prägt.
Erfahrene Winzer setzten unverdrossen auf die Kraft der Natur: Sie hoffen auf kalte Nächte und heiße Tage in den nächsten Wochen. Unter 10 und über 30 Grad würden der Kirschessigfliege den Garaus machen.