Zufall oder nicht? Sicher nicht. Schließlich töteten die barbarischen Mörder auch jenen Polizisten, der seinen Beruf ausübte und die Redaktion beschützen wollte. Dass Polizisten tatsächlich auch ihr Leben riskieren, wird einem plötzlich bewusst. Nicht zufällig kam eine gute Freundin von mir auf die Idee, sich auf dem Weg vom Schwarzenbergplatz zum Ballhausplatz bei der heimischen Exekutive dafür zu bedanken.
Dass der ermordete Polizist ein Muslim war, zeigt in aller Deutlichkeit, dass der Terror vor niemandem Halt macht. Dass ein junger Migrant aus Mali vielen potenziellen Mordopfern das Leben rettete, ausgerechnet als er sich – als Muslim – zum Gebet zurückgezogen hatte, ist zweifellos eine persönliche Heldentat. Eine Heldentat mit einer tieferen Symbolik.
Dass Menschen und Regierungen in den Tagen nach diesem mörderischen Anschlag auf Journalisten und das Menschenrecht der Presse- und Meinungsfreiheit zusammenrückten, tut seelisch gut. Doch Symbole allein sind nicht genug.
Sind sind nur ein Anfang. Jetzt müssen Taten folgen. Denn der Terror hört nicht von selbst auf. Die Verstärkung von Polizei und Einsatzkräften reichen als Antwort nicht aus. Und ein völliger Verzicht auf Datenschutz oder ein Run zum Wutbürgertum sind der falsche Weg.
Es ist an der Zeit, Handlungen zu setzten. Nicht nur in der Politik, in der Öffentlichkeit, sondern auch im Alltag. Im ganz persönlichen Leben.
Wie wär‘ s damit, andere Menschen wieder mehr zu respektieren? Von Mensch zu Mensch, unabhängig von Aussehen, Hautfarbe, Herkunft und Religion? Wir wär’s, wenn wir einander wieder mehr Aufmerksamkeit schenken, wieder mehr Anteil nehmen? Oder Dinge teilen, verteilen?
Als erstes To do habe ich am Rückweg vom Ballhausplatz beschlossen, alle Kästen zu durchforsten und Flüchtlinge mit nützlichen Dingen zu beliefern. Hier und jetzt.