Punkt 18 Uhr stehen wir vor dem Lokal, im Süden von San Francisco. Die resolute Dame am Eingang verlangt 20 Dollar für den Eintritt. Drinnen bauen die hoffungsvollen Jungstars ihre Präsentationsstände auf. Es geht zu wie auf einem Jahrmarkt. Alles schreit und gestikuliert. Die Raumtemperatur steigt. Die Investoren drehen die ihre Runden und fragen den Startups Löcher in den Bauch. Der Lärm im winzigen Lokal schwillt zusehends an. Bis sich ein Mann mit Mikro Ruhe verschafft.
Er ruft die zwölf Auserwählten zu sich. Sie sitzen da wie die zwölf Apostel beim Abendmahl. Eigentlich sind es nur elf, denn immerhin ist eine Frau unter den Startups. Ellenbogen an Ellenbogen hocken die Kandidaten auf unbequemen Klappstühlen neben der Bühne. Sie geben sich cool, überspielen ihre Nervosität mit Lachen und Blödeln. Jeder Sitznachbar ist möglicherweise der stärkste Konkurrent im Rennen um das kostbare Investorenkapital.
Noch eineinhalb Stunden dauert es, bis die Party beginnt. Auf den Stühlen vor der improvisierten Bühne haben die wichtigen Investoren Platz genommen, sonnen sich in ihrer Wichtigkeit.
Der erste Konkurrent wird auf die Bühne gerufen. Er schnappt sich das Mikro und legt los. Zwei Minuten: Mehr Zeit hat er nicht, um sich, sein Produkt und seine Firma anzupreisen. Atemlos haspelt er seine Präsentation herunter. Dann prasseln die Fragen der Investoren auf ihn ein. Jetzt wird es spannend: Kann er mit seinen schnellen Antworten überzeugen? Schon nach zwei Fragen ist sein „turn“ vorbei.
Der Nächste trägt vor, in atemberaubendem Tempo. Diesmal gibt es keine einzige Frage im Anschluss an die Performance. Die fesche Frau bringt Schwung in die Bude. Mit den Augen versucht sie, jeden in Bann zu ziehen. Beim Auftritt zählt einfach alles: Körpersprache, Augenkontakt, Sympathie, Stimme, Ausdruck und….ja, auch das Gesagte. Diesmal lassen die Herren des Geldes nicht locker. Fragen über Fragen an die einzige Jungunternehmerin.
Als letzter tritt Toby auf, der Sprecher des österreichischen Startup-Unternehmens Visalyze (siehe Video). Beobachtet von seinem sichtlich angespannten Chef, legt der junge Mann los. Er erzeugt Betroffenheit, probiert es mit Witz und Charme. Ob sein austriakischer Schmäh hier ankommt? Je länger der Pitch, desto mehr Fakten bringt er aufs Tapet. Tobys Finale ist fulminant. Keine Fragen. Dafür kräftiger Szenenapplaus.
Während wir in den nächtlichen Straßen von San Francisco flanieren, wird hinter den Kulissen der Sieger gekürt. Wir erfahren erst am nächsten Tag per Mail, wer es ist.