Plötzlich steht man als Tourist vor einem wahren Essensstempel, gleich in Downtown, in der East Ohio Street. Auf zwei Stockwerke verteilt, findet sich hier unter einem Dach alles, was Italien an Köstlichkeiten zu bieten hat. Unten schaut es noch aus wie in einem typischen Feinkostladen – samt Frühstück-Caffè und Designerwaren für die Küche.
Doch oben tut sich eine richtige „Piazza“ auf, ein Marktplatz mit den verschiedensten Lokalen und Geschäften. Da gibt es ein eigenes „Standl“ mit frischem Brot, ein anders mit kräftigem Käse, eines nur mit Wurstigem und Rohem. In einem Lokal wird ausschließlich Pizza serviert, im anderen nur Fleisch. Natürlich kann man Öle und Weine nach Herzens Lust gustieren und kaufen.
Von den Wänden blickt Ernest Hemingway auf den lukullischen Luxus herab. Die Schwarz-Weiß-Bilder zeigen den berühmten Autor („Der alte Mann und das Meer“) auf einer Inspektionsfahrt durch italienische Kellereien. So dient er als Zeuge für die Vorzüge des „Vino“.
Die Amerikaner, ungeschlagene Weltmeister in Sachen Marketing, haben sich für diesen Schlemmer-Tempel einen originellen Namen einfallen lassen. Aus „Italy“ wurde „Eataly“. Ein Land zum Essen oder eines, das selbst schon „gegessen“ ist?
Angesichts der enormen Probleme des Landes ist die negative Interpretation wohl plausibler. Das mörderische Flüchtlingsdrama vor und in Lampedusa, die grassierende Arbeitslosigkeit, die Wirtschaft am Sand. Ein Staat, der in Schulden erstickt, in Polit-und Fussball-Skandalen untergeht und sich mit politischen Klamauk-Figuren international lächerlich macht. Nicht einmal auf die Fußballmannschaft darf man stolz sein.
Ob es Matteo Renzi gelingt, das „Bel Paese“ wieder zu einem „schönen Land“ zu machen? Derzeit gibt es das „Bel Paese“ nur als Käse.