Die aufgeflogenen Testversuche mit Makaken und Testpersonen haben die Menschheit emotionell mehr aufgewühlt als die bisherigen Abgas-Skandale des VW-Konzerns und anderer Autohersteller, die jetzt im Winter die Abgassäuberung in den Fahrzeugen völlig kalt stellen . Abgesehen von Tierquälerei und menschlichem Leid, haben die Tests uns ein für alle Mal vor Augen geführt, dass den Konzernen unseriöse Marketingaktionen wichtiger sind als ernsthafte Verbesserungen ihrer Produkte.
In Deutschland hat jetzt ein gewisses Umdenken eingesetzt, nachdem Regierung und Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) dem mächtigen VW Konzern bisher massiv geholfen hatten. Die geplante schwarz-rote Koalition erwägt inzwischen ernsthaft, Hardware-Nachrüstungen zwingend vorzuschreiben – hoffentlich auf Kosten der Hersteller. Es gilt schließlich, drohende Fahrverbote, einen gigantischen Wertverfall bei Millionen von Diesel-Fahrzeugen und EU-Strafzahlungen zu verhindern.
Auch eine weitere Konsequenz hat Deutschland aus dem Abgasskandal gezogen, bei dem auch für größte Laien sichtbar wurde, wie leicht mit Hilfe der Software getrickst werden kann. Beim jährlichen „Pickerl“ („Hautpuntersuchung“) wird zur Überprüfung der Feinstaub-Emissionen („Lufttrübung“) künftig wieder ein Schlauch in den Auspuff gesteckt – wie vor fünf Jahren, als man damit aufgehört und auf eine reine Computer-Prüfung umgestellt („OBD-Stecker“) hatte.
Experten des TÜV konnten nämlich nachweisen (siehe Bericht des Standard von Luise Ungerboeck), dass bei einer Computer-Überprüfung nur 1,9% der abgasrelevanten Fehler entdeckt werden. Prüft man mit dem Schlauch, sobald der Computer einen Fehler aufgezeigt hat, kommt man 2,4 % Fehlern auf die Spur. Wendet man beide Prüfmethoden an, entdeckt man doppelt so viel Fehler (7,4%). In Deutschland blieben bei einer reinen Computerprüfung hochgerechnet bei 1 Million Fahrzeuge abgasrelevante Mängel unentdeckt. Künftig genügt man sich in Deutschland nicht mehr damit zu wissen, was im Auto geschieht, sondern was hinten an Feinstaub-Partikeln raus kommt.
Was passiert in Österreich, das einen noch höheren Anteil an Dieselfahrzeugen hat und unter massivem Lkw-Transitverkehr stöhnt? Bei uns wischt die schwarz-blaue Regierung nicht nur alle Abgas- und Treibhausgasprobleme vom Tisch, sondern macht auch noch einen großen Schritt zurück.
Denn der neue Verkehrsminister schreibt beim „Pickerl“ Abgastest für Feinstaub-Partikeln vor, alle neueren (seit 2006 zugelassenen) Pkw nur mehr mit Computer zu prüfen und nicht mehr mit dem Schlauch. Die Erfahrungen der Deutschen, die wieder reumütig zum Schlauch zurückkehren, sind ihm egal.
Freuen dürfen sich alle Kfz-Werkstätten und Autofahrerorganisationen, für die es einfacher und günstiger wird, den lärmigen und ungeliebten „Pickel-Abgastets“ durchzuführen. Die Frage ist, was haben Kunden und Umwelt von diese Art von Marscherleichterung ?
Dass es weniger Autos geben wird, die beim Auspufftest draufgehen, ist eine Illusion: bei allen älteren Autos (vor 2006 zugelassen) muss es den Schlauchtest sowieso weiterhin geben, weil sie kein Computersystem haben. Gerade diese über zwölf Jahre alten Autos sind es aber, die den Auspuff-Test mitunter nicht überleben, weil sie dabei auf eine hohe Drehzahl hinaufgejagt werden müssen.
Ob bisher wirklich 100 Autos pro Jahr deswegen kaputt gehen, wage ich zu bezweifeln.
Was die Stickoxid-Abgastests auf den Straßen betrifft, zu denen die EU alle Mitgliedstaaten verpflichtet hat, bleibt der neue Verkehrsminister ziemlich vage. Diese Tests sollen von der TU durchgeführt werden. Wieviel Tests durchgeführt werden sollen, was das kostet, wann die Tests beginnen oder ob ihre Durchführung offiziell ausgeschrieben werden müssen – all diese Fragen sind noch völlig offen.