Genüsslich flanierend durch diese lebenslustige und liebenswürdige Stadt, ist vor uns plötzlich die Straße abgeriegelt, mitten in Recoleta, in einem der zentralsten und sicheren Stadteile. Überall Kameras, Schauspieler, Komparsen. Ein alter VW Käfer und die Kleidung der Schauspieler spiegeln das Flair der Siebziger Jahre wider.
„Den ganzen Tag lang dehen sie schon. Sie haben heute erst 27 Sekunden im Kasten“, erzählt ein etwas dicklich geratener Kiebitz in aufgeregtem Spanisch. Ob das stimmt? Wer will das hier in dieser Stadt des Leichtsinns so genau wissen? Die Stimmung unter den Komparsen ist gut. Auch die Männer in Priesterkleider witzeln und lachen. Einer von ihnen gibt sich einem power napping hin.
Es ist heute der letzte von 40 Drehtagen in Buenos Aires, wo Papst Franziskus als Jorge Maria Bergoglio in einer kinderreichen Familie aufgewachsen ist und zuletzt als Weih- und Erzbischof gedient hat – bis er am 13 März 2013 zum Papst gewählt wurde. Die nächsten Drehs gehen in Madrid und Rom über die Bühne.
Der Film über den Sohn italienischer Einwanderer soll groß raus kommen, ein richtiger Weltfilm werden. 100.000 Euro soll ein Drehtag kosten, flüstert mir mein Kiebitz ins Ohr. Kein Wunder, dass die zarte Produktionsleiterin vor Ort immer wieder hektisch ins Mikrofon brüllt, und das Ehepaar zum zehnten Mal den Zebrastreifen überqueren muss, bevor die Szene vor ihren Augen Gnade findet.
Keine geringere als Elisabetta Piquè hat das Drehbuch geschrieben, eine Journalistin von La Nacion und langjährige Kennerin des Papstes. Der Film, so heißt es, soll auch die Rolle Bergoglios während der Militärdiktatur näher beleuchten. War er ein Held und Kämpfer für die Opfer oder einer, der beim Opferschutz nur halbe Sachen machte?
Man wird’s ja sehen, wenn Regisseur Beda Docomp Feijoo und Produzent Pablo Bossi ihr Werk präsentieren. Dem örtlichen Chef aller 40 Komparsen ist die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Endlich ist der Stress vorbei und der Tross zieht weiter.
Und die Straßen von Buenos Aires fallen wieder ihrem Trott anheim, ihrer Anmut und ihrer Armut, aber auch ihrer Trägheit und Verzweiflung..
Fotos von Helmut Kasper
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