Genau sechs Jahre mussten die knapp 10.000 österreichischen Autobesitzer warten, die sich der Sammelklage des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) angeschlossen hatten. Heute kündigte der VKI den mit VW erzielten Vergleich an: 23 Millionen Euro werden an alle Kläger überwiesen, wobei alle Spesen für Prozesskosten und Prozessfinanzierer schon abgezogen sind, also rein rechnerisch 2.300 Euro pro Kläger.
Mag. Stefan Schreiner vom VKI zeigt sich mit dem Vergleich ebenso zufrieden wie VW. Als Betroffene sehe ich darin vor allem ein Zeichen, dass es sich letztlich doch noch lohnt, sich rechtlich zur Wehr zu setzten.
Offen ist die Frage
was mit jenen geschätzt 3.000 VW-Opfern passiert, die sich lediglich als Privatbeteiligte beim VKI gemeldet haben und bei diesem Vergleich leer ausgehen, weil sie sich nicht doch nicht an der Sammelklage beteiligt hatten. Ihnen bietet der Verbraucherschutzverein (VSV) nun die Möglichkeit, mit Hilfe eines frisch aufgestellten Prozessfinanzierers ebenfalls risiko- und kostenlos zu klagen.
Zum erzielten Vergleich im Detail
Das Erfreuliche aus Sicht der Konsumentenschützer ist, dass alle Kläger zum Zug kommen, auch jene, die ihre Autos geleast oder es (so wie ich) verkauft haben.
Es wird auch kein Unterschied gemacht, wie alt das Auto ist, welche Marke es hat (VW, Seat, Audi, Skoda) oder wieviel Kilometer damit gefahren wurden. Das einzige, das zählt ist der Kaufpreis des Autos, der natürlich variiert, je nachdem wie teuer das Auto gekauft wurde.
Zur Erinnerung
Im September 2018 – drei Jahre nach Platzen des Dieselskandals im September 2015 – hatte mit Unterstützung der Arbeiterkammer (damals unter Präsident Rudolf Kaske) und des Sozialsministeriums (damals unter der blauen Ministerin Hartinger-Klein) der VKI diese Sammelklagen eingebracht.
Geklagt wurde auf 60 Millionen Euro, das entspricht einer Wertminderung von 20% des Kaufpreises. Der nun erzielte Vergleich umfasst nun 23 Millionen Euro, was 40% der eingeklagten Schadenssumme und (durchgerechnet) einer Wertminderung von 8 % des Kaufpreises entspricht.
Mit diesem Vergleich
schneiden die österreichischen Käufer manipulierter VW-Autos mit dem Betrugsmotor EA 189 besser ab als ihre 63.000 italienischen Schicksalsgenossinen, die über die Verbraucherschutzorganisation „Altro Consumo“ bei dem im Mai 2024 erzielten Vergleich bis zu 1.100 Euro erhielten.
Sie schneiden auch besser ab als der österreichische Finanzprokurator in seinem Vergleich (2019) mit VW für 2.500 Polizeiautos mit 600 Euro pro Auto, wobei die meisten Polizeiautos nur geleast waren.
Besser schnitten die deutschen VW-Käufer vor vier Jahren ab, denen VW auf Druck einer Musterfeststellungsklage im Schnitt 3.100 Euro überwiesen, was 15% des Kaufpreises der Autos entsprach.
Um Längen besser schnitten amerikanische und kanadische Dieselkäufer ab, die bereits im Jahr 2018 bzw. 2019 üppig entschädigt worden waren.
Wer individuell gegen VW geklagt hat, entweder in Österreich oder über Vermittlung des VSV in Deutschland, stieg mitunter viel besser aus als jetzt bei dieser VKI-Sammelklage. Vor allem dann, wenn die Autos teuer gekauft und wenig gefahren sind, erzielen erfolgreiche Kläger gute Resultate.
Momentan sind die Zeichen von VW auf Vergleich gestellt. Der VSV stellt auch in Deutschland fest, dass VW die laufenden Verfahren österreichischer Dieselkäufer reihenweise vergleicht.