Die digitale Sintflut ist schon längst über uns hereingebrochen, auch über die Welt des Journalismus. Heute braucht es schätzngsweise nur mehr zwei Tage (48 Stunden), um genau dieselbe Menge an Daten zu speichern (5 Milliarden Gigabyte) wie seit Beginn der Zeitrechnung 2003!! Auf „Big Data“, das automatisierte Sammeln und Verteilen von Daten, haben die Medien mit „Datenjournalismus“ reagiert, allen voran in den USA.
So gesehen war es für mich nur logisch, in US-Medien und Forschungseinrichtungen zu recherchieren, wie Datenjournalismus funktioniert. Die Kernaussage: Automatisierte Daten, die von Computern erzeugt werden, sind für die Mulligan et al nur ein Werkzeug für Journalisten, ihren Job besser zu machen und können sie keineswegs ersetzten.„Datenjournalismus ist weder gut noch schlecht, sondern unvermeidlich“, zeigte sich Doug Smith, Database-Editor der Latimes , im Gespräch mit mir in Los Angeles überzeugt. Der g’standene Reporter hat vor Jahren auf Datenjournalismus umgesattelt und arbeitet nun mit einem Team aus Technikern und Redakteuren zusammen. Denn Datenjournalismus erfordert ein neues Zusammenspiel von Journalisten, Technikern und Designern.
In Europa springen immer mehr Medien auf den Datenzug auf, etwa der Guardian. In Österreich praktiziert der Standard Datenjournalismus. Dessen Chefredakteurin und Herausgeberin Dr. Alexandra Föderl-Schmid wird beim Journalistinnenkongress darüber und über weitere Initiativen in Europa berichten, etwa über die Chicas Poderosas. In Deutschland arbeiten Online-Medien wie der Spiegel oder die Süddeutsche, deren stellvertretende Chefredakteurin Julia Bönisch den Kongress mit Praxisbeispielen aufmischen wird. Auch TV-Sender wie der ORF oder der NDR experimentieren mit Datenjournalismus.
Für experimentierfreudige Journalistinnen und Journalisten tut sich ein neues, spannendes Betätigungsfeld auf. Ausbildungsmodule zum Datenjournalismus werden von Fjum-Wien schon angeboten.
Eines ist sicher: Für heiße Diskussionen beim Wiener Kongress ist gesorgt.