Im Klub der Wirtschaftspublizisten hat kürzlich Martin Graf, Vorstandsdirektor der E-Control, ein sehr ernst zu nehmendes Schreckensszenario an die Wand gemalt: Wenn nichts passiert, sind auch bei uns, auf unserer vermeintlichen Insel der Seligen, Strom-Blackouts nicht mehr auszuschließen.
Denn hierzulande schalten große Elektrizitätsproduzenten immer öfter Kraftwerke einfach ab. Etwa der Verbund, der das Gaskombinationskraftwerk Mellach vom Netz genommen hat, obwohl es hocheffizient und umweltfreundlich Strom erzeugt. Der Grund: Dieses Kraftwerk arbeitet derzeit völlig unrentabel. Der Preis für das Gas, mit dem Elektrizität produziert wird, ist wegen langfristig abgeschlossener Lieferverträge einfach zu teuer und lässt sich am Markt nur mit Verlust verkaufen. Also fährt der Verbund dieses hochmoderne Kraftwerk einfach herunter und stellt den Strom lieber mit Hilfe von Braunkohle her – eine Umweltkeule schlechthin!
Aus der wirtschaftlichen Froschperspektive des Verbunds, mag dieser Schritt ja noch verständlich sein. Aber was bedeutet das für uns alle, die wir hier leben und arbeiten?
Wenn alle Kraftwerksbetreiber in Österreich dasselbe tun und reihenweise ihre unrentabel gewordenen, aber umweltfreundlichen Kraftwerke abschalten, ist ein Strom-Blackout geradezu vorprogrammiert.
Dürfen sie das? Ja. Jede Elektrizitätsgesellschaft kann ein Kraftwerk einfach stilllegen, ohne irgendjemanden fragen zu müssen. Nicht einmal das Abschalten muss irgendwohin gemeldet werden. Keiner hat also einen Überblick, wer welches Kraftwerkt wann abschaltet.
Na hallo. War da nicht was? Hat man uns in Vergangenheit nicht immer eingebläut, dass es wegen der Versorgungssicherheit mit Strom notwendig ist, dass die Kraftwerke dem Staat gehören, oder den Ländern? Ein Blick in die Eigentümerstruktur der heimischen E-Wirtschaft zeigt, dass die E-Gesellschaften tatsächlich mehrheitlich der öffentlichen Hand gehören.
Warum sorgt niemand dafür, dass die E-Wirtschaft ihre ureigene Aufgabe erfüllt und die nachhaltige Versorgung mit Strom sicherstellt? Gefordert ist in erster Linie der Wirtschaftsminister, aber auch die Landeshauptleute: Er soll sicherstellen, dass systemrelevante Kraftwerke identifiziert werden und am Netz bleiben, auch wenn sie sich für den Betreiber gerade nicht rentieren. Als ersten Schritt sollte er durchsetzen, dass E-Produzenten geplante Betriebsabschaltungen beantragen, begründen oder zumindest anmelden müssen.