Die Bezeichnung „Lohnsteuer“ ist völlig irreführend, weil sie den Kreis der Betroffenen scheinbar nur auf unselbstständig Beschäftigte einengt. In Wirklichkeit geht es aber auch um die Einkommensteuer, die auch von selbstständigen oder Beamten zu bezahlen ist. Denn das System von Steuerklassen und Steuersätzen sind bei der Lohn- und Einkommenssteuer in Österreich völlig gleich.
Wird also der sogenannte Eingangssteuersatz, wie von den Gewerkschaften massiv gefordert, von 36,5 auf 25 Prozent gesenkt, profitieren davon ausnahmslos alle, die Lohn oder Einkommenssteuer zahlen: Selbstständige, Beamte, Angestellte, Arbeiter, Pensionisten.
Am Bespiel der Selbstständigen: Von jedem Euro Gewinn, der ihnen übrig bleibt, müssen sie mindestens 26 Cent an Einkommensteuer abführen. Bei einem niedrigeren Eingangssteuersatz von 25%wären es nur mehr 18 Cent.
Auch die Bezeichnung „Eingangssteuersatz“ ist irreführend. Er suggeriert, dass nur jene von seiner Senkung profitieren, die in die unterste Steuer-Kategorie fallen! Falsch! Denn unser Einkommen- und Lohnsteuersystem ist stufenweise aufgebaut, sodass auch die höheren Steuerstufen automatisch davon profitieren, wenn die erste Stufe sinkt. Populär ausgedrückt: Das Einkommen wird in einzelne Schichten filetiert und jede Stufe mit einem eigenen Satz versteuert.
Am Beispiel eines Gutverdieners: Wer 70.000 Euro Brutto im Jahr verdient (das entspricht 5000 Euro im Monat) braucht dafür nicht gleich 50 Prozent Steuer abliefern. Die 70.000 werden so aufgeteilt: für die ersten 11.000 Euro zahlt man gar keine Lohnsteuer, für die nächsten 14.000 Euro den Eingangssteuersatz von 36,5 % , für die nächsten 35.000 Euro 43,5 % und nur für die letzten 10.000 Euro sind es 50 %.
Wenn dieser Gutverdiener oder diese Gutverdienerin für die 14.000 Euro nicht mehr 36,5 % Lohnsteuer zahlen muss, sondern nur mehr 25 %, ersparen er oder sie sich 1.610 Euro im Jahr, auch wenn sie alle anderen Steuersätze nicht ändern würden. Der soeben präsentierte Vorschlag der Gewerkschaften geht aber noch weiter und sieht niedrigere Steuersätze auch für die Besserverdienenden vor. Auf diese Weise kämen unsere Gutverdiener auf eine Steuer-Ersparnis von 2.531,40 Euro im Jahr!
Noch Besserverdienenden mit über 9.000 Euro im Monat bleiben nach der Steuerreform a là Gewerkschaft immerhin 3.140 Euro pro Jahr mehr im Börserl als bisher. Eigentlich Grund genug für Manager und Managerinnen, höhere Angestellte, Ministerialräte und Selbständige, mit ihrer Unterschrift diesmal die Gewerkschaften zu stärken. Unter “www.lohnsteuer-runter.at” kann man nicht nur unterschreiben, sondern gleich auch ausrechnen, was einer oder einem die Lohnsteuerreform a là Gewerkschaften und Arbeiterkammer bringt.