Dem ehemaligen Top-Manager wird vorgeworfen, in Europa 120.000 manipulierte Dieselautos bis Jänner 2018 hinein verkauft zu haben, obwohl sich in den USA schon im November 2015 herausgestellt hatte, dass auch diese sogenannten „großen Dieselautos mit 6 und 8 Zylinder Motoren“ (A6, A8) eine illegale Abschalteinrichtungen hatten. In Europa sein diese Autos nicht manipuliert gewesen behauptete Stadler damals tatsachenwidrig und tat nichts, um Produktion und Verkauf zu stoppen. Weil bis Jänner 2018 in Europa noch 120.000 Audis mit überhöhtem Stickoxid-Ausstoß verkauft wurden, wirft ihm die Anklage Betrug an Autokäufern, strafbare Werbung und mittelbare Falschbeurkundung bei Zulassungsbehörden vor.
Wie verteidigt sich der Österreicher nun vor dem deutschen Gericht? Er patzt die Staatsanwaltschaft München an, die ihn bewusst schlechter behandle als andere Verfahrensteilnehmer. Der Klassiker: Angriff ist die beste Verteidigung.
Dann klopft sich der Angeklagte kurz auf die eigene Brust: “Dass es mir nicht gelungen ist, diesen Schaden zu verhindern, das mache ich mir persönlich zum Vorwurf”, sagte er scheinbar reumütig und meinte damit den Schaden durch den Dieselskandal. Für diesen gäbe es allerdings einen „firmenpolitische Verantwortung“, schiebt er eine persönliche Verantwortung sofort und weit von sich. Scheinheilig nennt man das nicht nur in Bayern.
Als nächstes putzt sich der „Bergbauernbub“ bei den Techniker im eigenen Konzern ab. Dort, „im Kreise der Motorenentwickler“ habe es an „Unrechtsbewußtsein“ gefehlt, meint der ehemalige Vorstandschef mit Millionengage: Hätten die Techniker schon im Herbst 2015 “die Hosen runtergelassen” und ihr Wissen offenbart, wäre Audi viel erspart geblieben. Aber die Techniker hätten weiter geschwiegen, wirft ihnen Stadler vor. Sie hätten dem Vorstand weiterhin versichert, “dass der Sechszylinder-Diesel den europäischen Zulassungsbedingungen entspricht”. Denn dieser habe eine ganz andere Warmlauffunktion als der in den USA. Na klar, Schuld sind immer die anderen. Dass Stadler selbst in internen Sitzungen dafür eingetreten ist, die Dosis für Harnstoffzusatz erheblich zu drosseln und damit die Abgasreinigung außer Kraft zu setzten, will er wohl vergessen machen.
Geradezu rührend wird’s, wenn sich der super bezahlte ehemalige Top-Manager über sein damaliges Arbeitspensum beklagt. 200 Mails hätte er täglich zu bearbeiten gehabt! Ein hochrangiger Manager, umzingelt von hilfreichen Office-ManagerInnen! Darüber kann man als normal sterbliche Angestellte nur lachen.
Mal sehen, welche Märchen uns die Konzernherrn weiter auftischen werden, um ihr Geld zu retten. Mit Stadler stehen auch noch der ehemalige Audi-Motorenchef und Porsche-Technikvorstand Wolfgang Hatz sowie zwei leitende Ingenieure vor dem Landgericht München. Ihnen wird vorgeworfen, ab 2008 mehr als 400.000 Dieselmotoren so manipuliert haben, dass sie Abgastests bestehen, auf der Straße aber mehr Stickoxide ausstoßen.