Klaus Ott zitiert in seinem Bericht aus „streng vertraulichen“ Unterlagen für eine Vorstandssitzung in der Wolfsburger Konzernzentrale in Wolfsburg am 10. Jänner 2017. „Die trickreiche Strategie der Konzernspitze war ebenso einfach wie erfolgreich: möglichst wenig von den mutmaßlich kriminellen Machenschaften nach außen dringen lassen. Möglichst viel verschweigen und so möglichst viel Zeit gewinnen, bis möglichst viele Schadenersatzansprüche verjährt sind. Um möglichst billig wegzukommen“, schreibt die Zeitung wörtlich.
Im schlimmsten Fall hätte der Dieselbetrug den Konzern 170 Milliarden Euro kosten können. Stattdessen waren bisher etwa 35 Milliarden Euro, rechnet die Süddeutsche Zeitung vor. Laut dem 39-seitigen Geheimpapier Papier ist es VW gelungen, beim Vergleich mit den US-Behörden im Jahr 2016 die Veröffentlichung von Untersuchungsergebnissen zu verhindern, die den Konzern schwer belasteten.
Eine Passage zitiert SZ-Redakteur auf Seite acht, Punkt sieben. Dort steht, einige “schwerwiegende und belastende Umstände”, die nach Rücksprache mit der Anwaltskanzlei Jones Day als belegt gelten müssten, seien “auf Grund des positiven Verhandlungsverlaufes” mit den US-Behörden nicht in das sogenannte Statement of Facts aufgenommen worden. Jones Day war damals von VW mit internen Untersuchungen beauftragt worden. Welche Erkenntnisse in dem Statement of Facts unveröffentlicht blieben, geht aus dem Vorstandspapier allerdings nicht hervor.
Die Worte “schwerwiegende und belastende Umstände” waren in der Vorlage unterstrichen, berichtet die SZ. Und weiter: Auf dem Verteiler standen der damalige Vorstandschef Matthias Müller, der heutige Konzernchef Herbert Diess und zehn weitere Manager. Das Statement of Facts war eine von den US-Behörden veröffentlichte Faktensammlung gewesen, die der VW-Konzern als richtig anerkannt hatte. Die VW-Konzernspitze hatte seinerzeit wie auch später den Eindruck erweckt, die Faktensammlung sei ein zentrales Dokument in der Abgasaffäre und enthalte alle wesentlichen Ermittlungsergebnisse, die damals vorgelegen hätten.
Eine heikle Passage ist auf Seite 13 zu lesen, so die SZ. Dort heißt es, dass “die Untersuchungsergebnisse Belege für weitere, die Gesellschaft erheblich belastende Sachverhaltselemente enthalten”. Mit Gesellschaft ist VW gemeint. Von der Aufnahme dieser Belege in das Statement of Facts habe das US-Justizministerium “indes abgesehen”, steht weiter auf Seite 13.
„Das alles wirkt wie ein Deal zum beiderseitigen Vorteil“, schlussfolgert die SZ: Die VW-Kunden in den USA und die dortigen Behörden erhielten viel Geld von Volkswagen, dafür kamen die US-Behörden Volkswagen entgegen. „ Das war der teuerste und schmerzhafteste Deal in der Konzerngeschichte. Und zugleich der beste Deal, weil es VW laut der geheimen Vorstandsvorlage gelang, einen Teil der schlimmen Erkenntnisse aus der Öffentlichkeit herauszuhalten“, fasst die SZ zusammen.
In den US musste VW weit über 20 Mrd. Euro für den Vergleich zahlen. „Im Rest der Welt sind die Kosten der Abgasaffäre für den Konzern halbwegs überschaubar, und vor allem verkraftbar“, analysiert die SZ. Hätten alle anderen Kunden ebenso viel bekommen wie in den USA, hätte VW in Summe 170 Mrd. Euro zahlen müssen und wäre damit wohl am Rande des Ruins gewesen.
Volkswagen bestritt auf SZ-Anfrage ein Fehlverhalten. Das Statement of Facts gebe “die gewonnenen Erkenntnisse und Fakten über die Entstehung und Entwicklung der Dieselverfehlungen wieder, die aus Sicht der US-Behörden relevant sind”, erklärte der Autohersteller gegenüber der SZ. Illegal war es jedenfalls nicht, wie die Konzernspitze damals agiert hat, fügt die SZ hinzu. Und es sei auch nicht illegal, bei Gericht nicht alles vorzulegen. Volkswagen müsse sich nicht selbst belasten. Gleichzeitig muss der Autokonzern aber auch mit der Kritik leben, die er sich mit seiner Strategie einhandelt, so das Resumee des SZ-Redakteurs.
Als betrogene Kundin fühle ich mich darin bestätigt, mir das nicht gefallen zu lassen und mich mit allen rechtlichen Mitteln zur Wehr zu setzten. So viel wie möglich des erschwindelten Vermögens sollte an die Betrogenen zurückfließen. Möglicherweise gibt es Menschen in Behörden und in der Justiz, die ebenso denken.