Warum in Österreich auch bei diesen alten Pkw noch um Schadenersatz geklagt werden kann, hat mit den unterschiedlichen Verjährungsfristen im Vergleich mit Deutschland zu tun. In Österreich kann man noch Schadenersatz verlangen, wenn der Schadensfall 30 Jahre zurückliegt. In Deutschland sind es nur 10 Jahre. Wer also 2008 ein Betrugsauto kaufte, kann in Deutschland jetzt nicht mehr klagen, in Österreich aber schon. Sobald der Betrug aufgeflogen ist („Schaden und Schädiger bekannt“) hat man drei Jahre Zeit, auf Schadenersatz zu klagen.
Beim aktuellen Rückruf, den das deutsche Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) am 5. und 20. November erlassen hat, geht es ganz konkret um die Oberklassen-Modelle Audi A4, Audi A6 und Audi A8 sowie um den VW Touareg und den VW Phaeton, mit 2,7 oder 3 Liter Hubraum. Sie fallen in die Abgasnorm Euro 4, wurden zwischen 2003 und 2009 gebaut und zwischen 2004 bis 2010 verkauft.
Wieviel Autos in Österreich betroffen sind, war bisher nicht in Erfahrung zu bringen. Bei der Porsche Holding weiß man es noch nicht, das angefragte Verkehrsministerium gab bisher keine Antwort. In Deutschland sind es 105.000 Alt-Diesler.
„Wir vom Verbaucherschutzverein (VSV) lassen auch diese Opfer nicht hängen und planen eine nächste Aktion“, kündigt Kolba an. „Wer möchte, kann sich schon jetzt beim VSV melden unter www.klagen-ohne-risiko.at. Überraschend kommt dieser Rückruf ganz alter Diesler für uns jedenfalls nicht.
„Der aktuelle Rückruf ganz alter Pkw beweist, dass Audi schon 2003 mit dem Betrug begonnen hat“, merkt Dr. Kolba an. „In unserem 2018 erschienenem Buch – Peter Kolba/Lydia Ninz. „Diesel-Schäden. Wie Sie sich zur Wehr setzten können“ – stand auf Seite 12 schon ganz klar zu lesen (Zitat):„Audi hatte diese Steuerungs-Software schon bei seinen Oberklasse-Wagen (3 Liter mit V-6 Motoren) eingesetzt, die von 2004 bis 2008 in Europa verkauft wurden, um die verschärften Schadstoffgrenzwerte zu umgehen (Jack Ewing, Seite 168). Die Keimzelle der Schummelei war also nicht Volkswagen, sondern Audi.“ (Ende des Zitats)
Der Verbraucherschutzverein bietet unter der Web-Adresse www.klagen-ohne-risiko.at auch noch den Einstieg in die laufende Aktion für neue Diesel-Pkw der Abgasnorm Euro 6. Hier bietet der VSV österreichischen Besitzern großer Audis, Porsche Cayenne und VW-Touaregs (mit 3 bis 4,2 Liter Hubraum) die Chance, direkt in Deutschland zu klagen. Diese Einzelklagen sind völlig risiko- und kostenlos, weil ein Prozess-Finanzierer alle Kosten übernimmt und sich dafür eine Erfolgsquote von 25 bis 35% einbehält. Da die deutschen Gerichte neuerdings reihenweise zugunsten der VW Kläger urteilen, stehen die Gewinnchancen gut. Diese Aktion ist vorläufig auf 250 Klagen beschränkt. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.