Österreich ist in dieser ICCT-Studie zwar nicht berücksichtigt, dennoch keine Insel der Seligen. Das zeigt eine Studie der Arbeiterkammer mit dem Umweltbundesamt für das 2016. Der Unterschied zwischen Dichtung und Wahrheit machte bei den CO2 Emissionen hierzulande schon damals bereits 39 % aus.
Kolba: „Das ist eine gigantische Irreführung der Autokunden. Die Verbraucher werden bewusst falsch informiert. Es bleibt ihnen nichts übrig, als die teuren Folgekosten zu schlucken.“ Das kann ordentlich ins Geld gehen. Laut Arbeiterkammer-Experte Franz Greil belaufen sich diese unterschlagenen Mehrkosten bei einem Skoda Oktavia (Benziner) auf 310 Euro pro Jahr und 3.720 fürs ganze Autoleben (12 Jahre).
Der deutsche Technik-Experte Dr. Axel Friedrich erklärte kürzlich in einem Seminar in Wien mit der Deutschen Umwelthilfe (DUH) und dem VCÖ, warum die Kluft zwischen Schein und Sein gewachsen ist: „Die Autohersteller haben alles getan, um die CO2-Werte im Testlabor möglichst niedrig zu halten. Die Prüffahrzeuge wurden für Testzwecke dermaßen präpariert, das sie kaum noch etwas mit dem später verkauften Fahrzeug zu tun haben“.,
Und der langjährige Mitarbeiter des deutschen Umweltbundesamtes schildert Details: Um Gewicht und Fahrwiderstand zu minimieren, wurden im Testlabor die schweren Innenausstattungen, Sitze, Verkleidungen, Bremsbeläge und Außenspielgel entfernt. Die Ritzen der Türen und Kühlergrill wurden verklebt, die Reifen extrem aufgepumpt. Friedrich: „Mit solchen Reifen könnte ein Auto auf der Straße nicht lange fahren.“
Ein weiteres Beispiel ist das Abstellen der Lichtmaschine während des Tests, sodass die Autobatterie entladen wird, was spritsparen hilft. Da die Pkw stets nur in ihrer Grundausstattung geprüft werden, bieten Hersteller immer weniger als Grundausstattung und immer mehr als Sonderausstattung an. So werden Ersatzreifen, Klimaanlagen oder Radios flugs zur Sonderausstattung deklariert. Aber es gibt auch Betrugssoftware, die das Auto erkennen lässt, dass das Fahrzeug auf dem Prüfstand gefahren wird und dass Fahrzeug im Verbrauch “optimiert” wird, erklärt Friedrich.
Für Peter Kolba als Verbraucherschützer ist es völlig unverständlich, dass nach der Zulassung von Autos in Europa keinerlei Kontrollen über den tatsächlichen Spritverbrauch durchgeführt worden sind. „Man hat den Leuten versucht einzureden, dass sie mit ihrem persönlichen Fahrstil auch noch selbst für so einen gigantischen Mehrverbrauch schuld sind“, kritisiert der Verbraucherschützer.
Hier noch die Entwicklung im Detail:
(Quelle: ICCT/VSV. Der Verbraucherschutzverein hat die CO2 Auswertungen des ICCT in Liter-Verbrauch umgerechnet, um die Unterschiede griffiger zu machen. Die Umrechnungsfaktoren für Diesel und Benzin wurden dabei berücksichtigt.)
Jahr Herstellerangaben tatsächlicher Verbrauch
2001 6,9 Liter 7,4 Liter
2002 6,9 7,4
2003 6,8 7,3
2004 6,7 7,3
2005 6,6 7,3
2006 6,6 7,4
2007 6,5 7,3
2008 6,2 7,3
2009 5,9 7,2
2010 5,6 7,0
2011 5,5 6,8
2012 5,3 6,8
2013 5,1 6,8
2014 5,0 6,7
2015 4,9 6,7
2016 4,8 6,6
2017 4,8 6,6