Beim Durschauen der Ersatzteilkataloge für Euro 5 Fahrzeuge hat der ADAC festgestellt, dass es für viele dieser Autos bereits fertige Abgasreinigungssysteme gibt, die auch als Sonderausstattung angeboten wurden. Zitat Kolke aus der SZ: “Das Argument, Autos könnten nicht mit wirksamen SCR-Systemen nachgerüstet werden, trägt zumindest für deutsche Hersteller überhaupt nicht”. Auch für Modelle von BMW (1er, 2er, 5er) und Mercedes (E, G, GLK) gibt es solche Hardware-Nachrüstungs-Lösungen.
Die deutschen Hersteller hätten seit mindestens sechs Jahren für die meisten Dieselmodelle SCR-Systeme angeboten, also Abgasreinigungsanlagen, die mittels Harnstoff (im Handel unter dem Namen Adblue) sehr effektiv Stickoxide filtern. BMW verkaufte für viele Fahrzeuge zudem zumindest Speicherkatalysatoren, nicht ganz so wirksam, aber ebenfalls effektiver als Software allein. “Diese Abgasreinigungssysteme liegen also im Ersatzteilregal, sind zugelassen und können verbaut werden, weil sie auf die Automodelle angepasst wurden”, sagt Kolke zur SZ wörtlich.
Kollege Max Hägler von der SZ hat natürlich auch die Meinung der Autobauer eingeholt. Sie entgegnen, dass die Wagen unterschiedlich produziert wurden, je nachdem, ob sie einen Katalysator an Bord hatten oder nicht. Nachrüsten sei stets extrem aufwendig. Der eine A4 mit Kat sei quasi “ein ganz anderes Auto”, als der andere ohne, heißt es etwa von Audi. Ähnlich sieht es Daimler.
Der Tabelle der SZ ist auch der Aufpreis für ganz konkrete Modelle zu entnehmen: für den VW Passat 2,0 aus dem Jahr 2009 kostet die Nachrüstung 1.500 Euro, für den A 4 Avant 3.0 TDI (2011) 1.350 Euro, für den BMW 320d (20111) 1.190 Euro und für den Mercedes E 350 CDI sind es 1.300 Euro.
In einem zweiten Interview mit der Club-eigenen Motorwelt drängt Kolke auf Hardware-Nachrüstungen mit folgendem Argument: „Die Sorge, die wir haben, ist: Die verabredeten Software-Updates von Euro-5-Diesel-Fahrzeugen reichen nicht, um an hochbelasteten Straßen unter die gesetzlichen Limits für die Stickstoffdioxid-Belastung zu kommen, und die Fahrverbotsdebatte endlich zu beenden. Der Minderungseffekt liegt nach unseren Berechnungen unter 10 Prozent.“ Dort wo das Katalysatorsystem sozusagen im Bauteilregal des Herstellers liegt, etwa bei Volumenmodellen von VW, Mercedes oder BMW und wo der Bauraum am Fahrzeug zur Verfügung steht, da sollte man die Hardware-Nachrüstung machen, die dreimal so viel Emissionsreduzierung wie ein Software-Update bewirke.
Schon erstaunlich: Selbst der 20 Millionen-Mitglieder starke Autofahrerclub tappt im Dunklen, was genau beim Software-Update passiert und um wieviel Stickoxid dadurch gesenkt wird. Die Techniker des ADAC können nur vermuten, dass durch das Update zwar die Abgasrückführung öfter eingeschaltet wird, allerdings immer nur bei gewissen Außentemperaturen („Thermofenster“). Man müsse rechtlich prüfen, ob es sich bei diesen „Thermofenstern“ nicht um eine um dauerhafte und damit illegale Abschalteinrichtung handle.
Kolke betont, dass es durch das Update keine Einbußen in der Leistung und in der Fahrbarkeit gegeben hat. Allerdings gibt es einen Mehrverbrauch an Treibstoff, den Kolke als „ moderaten Mehrverbrauch von unter drei Prozent“ einstuft.
Für die Software-Updates erwartet sich der ADAC jedenfalls rechtsverbindliche Garantiezusagen der Hersteller über mindestens 24 Monate und zwar bezogen die Einspritzventile und die Bauteile der Abgasrückführung. „Wenn die vorliegen, kann man jedem Kunden empfehlen, ein Software-Update zu machen“, meint Kolke.