Auf den ersten Blick wäre das natürlich eine Super-Idee, alle 6 Millionen Pkw-Diesel-Fahrzeuge in Deutschland zurückzurufen und durch ein Update bzw. kleinere Umbauten mit einem Schlag sauberer zu machen. So könnte die Luft schlagartig und flächendeckend viel sauberer werden, die drohenden Dieselfahr-Verbote in deutschen Städten könnten ebenso vermieden werden wie der Werteverfall der zwischen 2010 und 2015 zugelassenen Diesel-Pkw.
Eine Reparatur auf Kosten der Autoindustrie wäre auch nur logisch: Wie kämen wir Käufer auch noch dazu, die Zeche zu zahlen? Wir, die wir von der Autoindustrie massiv in die Irre geführt und von den zuständigen staatlichen Kontroll- und Zulassungsinstanzen schmählich im Stich gelassen wurden? Nicht vergessen: VW hat durch den Einbau einer illegalen Software eindeutig betrogen und gegen bestehendes Gesetz verstoßen.
Viele andere Autohersteller (und VW auch) haben gesetzliche Schlupflöcher über Gebühr genutzt, sodass das im Motor eingebaute Reinigungssystem (Abgasrückführung) in unseren Breitengraden in 9 von 12 Monaten ausgeschaltet bleibt und entstehendes NOX ungefiltert in die Luft geschleudert wird. Diese sogenannten „Thermofenster“ zu schließen, die angeblich dem Schutz des Motors dienen, wäre tatsächlich ein Gebot der Stunde.
Auf den zweiten Blick ist aber Skepsis angesagt. Schließlich befindet sich Deutschland im Wahlkampf, sodass nicht jede Wortspende tierisch ernst zu nehmen ist. Immerhin kann so eine Umrüstung bis zu 2.500 Euro kommen.
Eine Schlüsselfrage aus Umwelt- und Konsumentensicht ist, ob das Update überhaupt funktioniert und um wieviel es den NOX-Ausstoß tatsächlich senkt. Eine wichtige Voraussetzung wäre, mit offenen Karten zu spielen und die verwendete Software offen zu legen. Nur so kann man erkennen, ob die Umrüstung nicht-gewollte negative Langzeigt-Folgen nach sich zieht. Schluss mit der Geheimniskrämerei, wie sie von VW mit Hilfe der deutschen Behörden praktiziert wird!
Wie berichtet, habe ich mich monatelang vergeblich bemüht, von VW zu erfahren, wieviel sich der NOX-Ausstoß meines Tiguan durch ein Update verringern würde. Ich konnte von VW nach langem Insistieren nur erfahren, dass mein Fahrzeug das bis zu Vierfache des gesetzlichen Grenzwertes ausstößt, also 720 Milligramm pro Kilometer.
Dass so ein technisches Update jedenfalls kompliziert ist, zeigen ebenfalls die Erfahrungen mit VW. Plötzlich bleiben Autos stehen, die bisher reibungslos gelaufen sind. Bei einer breitflächigen Reparatur der Euro 5 Autos müsste man dringend dafür sorgen, dass solche Problemfälle nicht kalt abgeschmettert werden wie derzeit bei VW. Dort hat man die Existenz solcher Probleme bis vor kurzem abgestritten und kommt nur durch, wenn man lästig ist.
Eines ist klar: Eine echt saubere Lösung für NOX kann so ein nachträglich aufgespieltes Update für Euro 5 Autos nicht bringen. Um NOX tatsächlich zu vermeiden ist eine echte Abgasreinigungsanlage nötig, so wie sie in Euro 6 Fahrzeuge schon eingebaut ist: mit einem eigenen Filter, ein Heizung und einem zusätzlichen Harnstoff-Tank!