Kein Wunder, immerhin sind wir in der größten arabischen Stadt Israels angelangt. Die Geschäftsleute sind sehr freundlich, fragen, woher man kommt. Fast jeder kramt irgendeine persönliche Verbindung zu Wien oder Österreich hervor, sobald man sich mit „I am from Austria“ geoutet hat.
Schon vom weitem ist „sie“ zu sehen: die sogenannte Verkündigungskirche. Sie dominiert das Panorama der Stadt. Überirdisch thront sie über allem: einerseits groß und mächtig, andererseits wunderbar zart. Der Kontrast zwischen dem lauten Verkehr und der stillen Kirche könnte nicht größer sein. „Holy Silence“ steht auf einem Schild. Wie wahr.
Mit Blick auf die Kuppel wird klar, warum sie mit einer weißen Lilie verglichen wird. Scheinbar schwerelos schwebt sie über den Köpfen der Besucherinnen und Besucher. Durch die bunten Fenster fällt sanftes Licht in die schlichte Grotte, wo der Engel Maria über ihren neuen Status informiert worden ist. Natürlich befand sich die werdende Mutter damals nicht in einer Kirche, sondern zu Hause. Zur Erinnerung daran wurden Grotte und Altar später gebaut.
Die Erinnerungsstätte ist sehr einfach, von berührender Schlichtheit. Die Menschen halten inne. Auch mich hat eine gewisse Andacht erfasst.
Draußen, im Hof, steht eine Marienstatue. Dahinter plätschert der Brunnen. Vielsprachige Grüße sind eingraviert. Ein friedliches Gesamtkunstwerk. Auch der Säulengang im Innenhof hängt voller Gemälde und Grüße aus aller Herren Länder und Städte. Sogar aus Afrika und China. Sie wollen sich mit ihren Spenden verewigen, manche Kleinstädte sogar mehrmals. Eine Tafel erinnert an Papst Johannes Paul II, der im März 2000 in diese Kirche gepilgert ist und der im April 2014 von Papst Franziskus heiliggesprochen wurde.
Die ersten Schritte zurück ins pralle Stadtleben fühlen sich an wie die ersten Flügelschläge eines soeben entschlüpften Schmetterlings, taumelig und ein wenig benommen. Doch die quietschenden Reifen eines vorbei flitzenden Touristenbusses bringen uns rasch wieder auf den Boden der Wirklichkeit zurück.
Nützliche Tipps:
Auf dem Weg zur oder von der Verkündigungskirche sollte man nicht nur die Hauptstraße benutzen, sondern eine parallel zur Hauptstraße verlaufende Gasse. Überhaupt zahlt es sich aus, zu Fuß durch die Altstadt zu spazieren und wegen des Kopfsteinpflasters solides Schuhwerk zu verwenden.