Um die Autokonzerne zu CO2 Einsparungen zu zwingen, gilt seit 2009 eine EU-Verordnung, die den sogenannten „Flottenverbrauch“ regelt. Alle in einem Jahr neu zugelassenen PKW eines Autokonzerns dürfen einen gewissen Durchschnittswert nicht übersteigen. Dieser Durchschnittswert wurde jedes Jahr strenger und wurde für 2015 mit 130 g/km CO2 festgesetzt. Dabei wird der CO2 Ausstoß jedes einzelnen Modelles eines Autokonzerns zusammengezählt und durch die Zahl der Modelle dividiert. Herangezogen werden dabei die im Typenschein eingetragenen Normverbrauchswerte. 2013 hat VW in Deutschland einen Flottenverbrauch von 133,8 g/km erreicht, 2014 in Europa 125,8 g/km. Wenn nun die Co2 Werte der manipulierten VW Modelle nach oben korrigiert werden müssen, ist es nur logisch, dass der Flottenverbrauch von VW im heurigen Jahr die 130 g/km übersteigen wird.
Pech für VW, dass diese Flottenverbrauchsregel ausgerechnet heuer erstmals mit voller Härte zuschlägt. Denn heuer müssen 100 Prozent aller neu zugelassenen Fahrzeuge zur Berechnung des Flottenverbauchs herangezogen werden, während es in den vergangenen Jahren genügte, nur 75% (2013) oder 80% (2014) aller neu zugelassenen Modelle dafür heranzuziehen.
Wie dramatisch die Strafzahlungen sein können, zeigt das folgende Beispiel. Für jedes erste Gramm, mit dem der Durchschnittswert überschritten wird, sind 5 Euro Strafe zu zahlen, für das zweite Gramm sind 15 Euro zu bezahlen, für das dritte Gramm Überschreitung 25 Euro und für das vierte Gramm Überschreitung (und darüber) 95 Euro. Bei einem Durchschnittswert von 136 g/km ist also eine Strafzahlung von 334 Euro fällig.
Das klingt zunächst gar nicht so dramatisch. Brutal wird’s aber, wenn man weiß, dass diese Strafzahlung für jeden einzelnen Pkw gezahlt werden muss, den der betreffende Konzern in Europa verkauft hat. Für VW mit seinen rund 1,6 Millionen verkauften Fahrzeugen in Europa käme man demnach auf eine Strafzahlung von knapp über einer halben Milliarde Euro!
Da noch nicht bekannt ist, wie stark die Co2 Manipulationen bei VW waren und wieviel Modelle sie genau betreffen, ist dieses Beispiel ein rein theoretisches. Es zeigt aber die Dimensionen, um die es hier geht.
Eine Möglichkeit, das Ziel zu erreichen, ist die Zulassung möglichst vieler Elektro-Autos. Denn Elektroautos haben keine CO2 Emissionen. Selbst wenn ein Konzern nur wenige Elektroautos verkaufen kann, einen Zweck könnten sie jedenfalls erfüllen: bei der Berechnung des Flottendurchschnitts helfen diese „zero emissions“ Autos, den Durchschnitt zu senken. Daher ist es kein Zufall, dass der neue VW Chef nun voll auf Elektroautos gesetzt hat.
Immerhin müssen sich die Autokonzerne schon auf das Jahr 2020 vorbereiten. Ab dann gilt ein viel strengerer Flottendurchschnitt von 95 g/km.